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1. Theil 3 - S. 328

1880 - Stuttgart : Heitz
328 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. ohne daß einer den andern anzugreifen wagte.*) So lag man zwei Monate; da riß dem Könige die Geduld und er brach mit einem Theile seines Heeres auf, um auf einem andern Schauplatze aufzutreten. 2. Schlacht bei Roßbach (5. November 1757). Während sich Friedrich bei Prag und Kollin mit den Oestreich ent herumgeschlagen hatte, waren die Russen verheerend in Preußen eingebrochen und die Franzosen vom Rheine her bis nach Sachsen bereits vorgedrungen. Dem konnte Friedrich unmöglich ruhig zusehen. Er ließ den Herzog von Bevern bei Görlitz mit- einem Theile des Heeres zurück; mit dem andern marschirte er schnell nach Sachsen, die Fortschritte der Franzosen aufzuhalten. Mit diesen hatten sich noch die deutschen Reichstruppen vereinigt, eine rechte Musterkarte von verschiedenen Soldaten. Sie waren aus den Beiträgen der einzelnen deutschen Fürsten zusammengesetzt und da mancher nur einige Mann zu stellen hatte, so gab es Regimenter, die aus 10 bis 12 verschiedenen (Kontingenten bestanden, von denen jedes andere Waffen und andere Uniform trug. Gleich das erste Zusammentreffen mit den Franzosen war für die Preußen sehr ehrenvoll. Ein Prinz von Sonbise, ein weichlicher, einfältiger General, hatte sich mit 8000 Franzosen in Gotha eingelegt, um sich dort recht zu pflegen. Die Herzogin von Gotha aber, eine große Verehrerin Friedrichs, ließ diesen aussorden, **) die sorglosen Franzosen zu überfallen. Der König schickte seinen General Seyd-litz mit 1500 Reitern hin. Sonbise ahnte davon nichts und hatte sich gerade ein köstliches Mittagessen ans dem Schlosse bereiten lassen. Eben setzte er sich mit seinen Offizieren zur Tafel ; schon wurden die dampfenden Pasteten aufgetragen — da erschollen die Trompeten der preußischen Dragoner. Wie fuhren die Franzosen von ihren Stühlen auf! Flugs warfen sie sich auf die Pferde und jagten mit verhängtem Zügel zum Thore hinaus. Seydlitz schickte *) Auf diesem Rückzüge wurde Friedrichs ältester Bruder, August Wi.lhelm, von den Oestreichern scharf gedrängt, indem er sich mit einem Theil des preußischen Heeres über Zittau zurückzog. Der König war mit den von seinem Bruder genommenen Maßregeln unzufrieden, überhäufte ihn im Lager von Bautzen unverdienterweise mit heftigen Vorwürfen und wies ihn fort. Der Prinz begab sich hinweg, und grämte sich über die Ungnade des Königs so, daß er ein Jahr später todt war. **) Es geschah dies durch einen treuen Bauer, der das Zettelchen der Herzogin in seinen hohlen Backenzahn steckte und so damit sicher ins preußische Lager gelangte.

2. Theil 3 - S. 329

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Roßbach. 329 ihnen einige Hundert Reiter nach und setzte sich lachend mit seinen Offizieren an dieselbe Tafel zu demselben Schmause, der für die Feinde bestellt gewesen war. Bei dieser Gelegenheit fielen den Preußen zwar nur wenige Soldaten in die Hände, aber desto mehr Kammerdiener, Köche, Friseurs, Komödianten u. s. w. und ganze Kisten mit wohlriechenden Wassern und Pomaden; eine Menge Pudermäntel, Schlafröcke, Sonnenschirme, Papageien und dergleichen wurden erbeutet. Mehrere Wochen darauf traf Friedrich auf die Franzosen und die Reichstruppen bei dem Dorfe Roßbach, nicht weit von Weißenfels. Den Feind anzugreifen, war mißlich; denn die Franzosen hatten dreimal mehr Soldaten als die Preußen. Dennoch wurde eine Schlacht beschlossen. Soubise war seines Sieges so gewiß, daß er fürchtete, der König, den er nicht anders als den Markgrafen von Brandenburg nannte, möchte ihm entwischen. Er ließ daher am 5. November seine Soldaten sich in Bewegung setzen, um die Preußen von beiden Seiten einzuschließen. Mit schallender Kriegsmusik zogen die Franzosen bei den Preußen vorbei und fragten Hönisch, ab das etwa die potsdamsche Wachtparade fei? Friedrich, der sich aus die Schnelligkeit feiner Leute verlassen konnte, ließ diese ganz ruhig im Lager stehen und befahl, da es eben Mittag war, daß die Soldaten ungestört ihr Mittagsessen verzehren sollten. Die Franzosen, die das aus der Ferne mit ansahen , trauten kaum ihren Augen und dachten, das geschähe nur aus dumpfer Verzweiflung. Jetzt schlug es zwei Uhr. Nun hieß es: Zelte abgebrochen! In Reih und Glied gestellt! Im Hui waren die Preußen mit allem fertig und standen zum Staunen der Franzosen schlagfertig da. Jetzt donnerten die Kanonen, und da zugleich Seydlitz hinter einer Hügelreihe, wo er sich mit seinen Reitern versteckt hatte, vorgesprengt kam und den Franzosen in die Seite fiel, — so war an kein Hatten mehr zu denken. Die Reichstruppen liefen schon bei den ersten Kanonenschüssen davon und warfen alles, was sie am Laufen hinderte, Flinten, Tornister, Patrontaschen, Seitengewehr n. s. w. weg. Die Franzosen hielten etwa ein dreimaliges Feuer aus; daun stürzten auch sie in wilder Unordnung davon und stellten sich in einen unordentlichen Haufen. In diesen hieben einige preußische Reiterregimenter ein und richteten eine gräßliche Verwirrung an. In der ersten Hitze wurden viele Franzosen niedergestochen; da sie aber die Waffen wegwarfen und demüthig um Gnade flehten, so nahm man sie gefangen.

3. Theil 3 - S. uncounted

1880 - Stuttgart : Heitz
Iriedrich Uössell's Weltgeschichte für T und zum Privatunterricht heranwachsender Mädchen. Sechzehnte Anklage, berichtigt und bis auf die Gegenwart fortgesetzt Friedrich Kurts, gtector in Särieg. Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung Braunschweig Schul buchbibliothek Dritter Theil. Mit Stahlstichen. Stuttgart. Verlag von Albert Heitz. I880! 75137296

4. Theil 3 - S. 209

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Lützen. 209 Als ihm die Magistratspersonen entgegenzogen und ihn um Verschonung der Stadt baten, antwortete er ihnen: „Ihr habt es gut gemacht; eure Unterwerfung entwaffnet mich. Mit Recht hätte ich an eurer Stadt Magdeburgs Unglück rächen können; aber fürchtet nichts, und seid eurer Güter, eurer Familien und eurer Religion wegen unbesorgt! Gehet in Frieden! Mein Wort gilt mehr als alle Capitulatiouen von der Welt!" Jedermann war nun neugierig, wer von den beiden großen Feldherren, Gustav oder Wallenstein, der Sieger sein würde. Bei Nürnberg trafen sie zuerst zusammen. Fast zwei Monate lagen sie hier einander gegenüber und beobachteten einander. Endlich machte Gustav einen Angriff auf die Kaiserlichen; aber diese blieben wohlweislich auf den Höhen bei Fürth hinter ihren Verschanzungen und schlugen die Schweden zurück. Dann brach Gustav auf und wandte sich wieder nach Baiern. Auch Wallenstein zog bald'ab, aber nicht hinter den Schweden her, sondern nach Sachsen, wohin er seine Untergenerale, Gallas und Holk, vorausgeschickt hatte. Flehentlich bat der geängftigte Kurfürst von Sachsen den König um Hülfe. Gustav dachte zu edel, um den zweideutigen Bundesgenossen im Stiche zu lassen; er machte sich geschwind auf und zog in Gewaltmärschen seinem Verbündeten zu Hülfe. 10. Die Schlacht bei Lützen, 6. (16.) November 1632. Als Gustav am 1. November Naumburg an der Saale erreichte, strömte das Volk aus der ganzen Gegend fchaarenweife herbei, den großen König anzustaunen. Freudengeschrei empfing ihn; anbetend fiel alles vor ihm auf die Kniee nieder; man stritt sich um die Gunst, die Scheide seines Schwertes, den Saum seines Kleides zu berühren. Den bescheidenen Helden empörte dies. „Ist es nicht, als ob dieses Volk mich zum Gott macht?" sagte er zu seinen Begleitern. „Unsere Sachen stehen gut; aber ich fürchte, die Rache des Himmels wird mich für dieses Gaukelspiel strafen und diesem thörichten Haufen meine schwache, sterbliche Menschheit früh genug offenbaren." Hier bei Naumburg ließ er sein Heer lagern; denn er erwartete noch Verstärkung, und dies verleitete 2boffenstem, der indeß Leipzig eingenommen hatte und jetzt einige Meilen von Naumburg hinter Weißenfels stand, zu dem Glauben, daß der König für dies Jahr nichts mehr unternehmen wolle. Daher entsendete er den General Pappenheim mit einigen Regimentern zunächst gegen Halle und weiter nach dem Rhein hin. Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 14

5. Theil 3 - S. 210

1880 - Stuttgart : Heitz
210 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Kaum aber hatte Gustav Adolph den Abzug Pappenheims vernommen, so verließ er plötzlich sein Lager bei Naumburg und eilte, den um die Hälfte geschwächten Feind mit seiner ganzen Macht anzufallen. Bis Naumburg war ihm seine Gemahlin nachgefolgt. Hier nahm er von ihr Abschied. „Gott sei mit dir!" sprach er; „sollten wir uns auch in dieser Welt nicht wiedersehen, so sehen wir uns doch im künftigen ewigen Leben gewiß wieder." Wirklich hat sie ihn auch erst im Sarge wiedergesehen. Schnell rückte er gegen Weißenfels vor, von wo aus sich das Gerücht seiner Ankunft schnell bis zum Feinde verbreitete und den Herzog von Friedland in die höchste Verwunderung setzte. Aber es galt jetzt einen schnellen Entschluß. Obgleich Wallensteins Heer jetzt schwächer war, so konnte er doch hoffen, sich bis zu Pappenheims Rückkehr zu behaupten, der sich erst fünf Meilen weit, bis Halle, entfernt hatte. Schnell flogen Eilboten ab, ihn zurückzurufen, und zugleich zog sich Wallenstein in die weite Ebene von Lützen, wo er in voller Schlachtordnung den König erwartete. Drei Kanonenschüsse, welche Graf Colloredo von dem Schlosse zu Weißenfels abbrannte, verkündigten den Marsch des Königs, und auf dieses verabredete Signal zogen sich die friedländischen Vortruppen unter dem Kroatengeneral Jsolani zusammen, die auf dem Wege gelegenen Dörfer zu besetzen. Dies hinderte die Schweden nicht, bis in die Ebene von Lützen vorzudringen, indem sie unter beständigem Fechten die Kroaten vor sich hertrieben. Beide Heere kehrten hier der Landstraße ihre Fronte zu, welche mitten durch sie hinging und eine Schlachtordnung von der andern absonderte. Aber eben dieser Landstraße hatte sich Wallenstein am Abende vor der Schlacht zum großen Nachtheile seines Gegners bemächtigt, die zu beiden Seiten derselben fortlaufenden Gräben vertiefen und durch Musketiere besetzen lassen, so daß der Uebergang ohne Beschwerlichkeit und Gefahr nicht zu wagen war. Hinter denselben ragte eiae Batterie von sieben, und auf dem Windmühlenhügel eine noch stärkere von 17 großen Kanonen vor, das Flintenfeuer aus den -Gräben zu unterstützen. Diese ganze Anordnung geschah in der Finsterniß der Nacht, und ehe der Tag graute, war alles zum Empfange des Feindes bereit. Noch an eben diesem Abende erschien Gustav Adolph auf der gegenüberliegenden Ebene und stellte seine Völker zum Treffen. Einem deutschen Helden, dem Herzoge Bernhard von Weimar,

6. Theil 3 - S. 330

1880 - Stuttgart : Heitz
330 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußm. Indessen war es zum großen Glücke der geschlagenen Feinde schon dunkel geworden; dies rettete den Ueberrest. Ein leichterer Sieg ist wohl nie erfochten worden. Nur sieben preußische Bataillone waren ins Gefecht gekommen; die andern hatten nur zuzusehen gebraucht. Die Franzosen hatten 10,000 Mann verloren, und darunter waren allein 7000 Gefangene. Friedrich schickte den Fliehenden einige Reiterhausen nach, die noch einige Tausend einholten. Die Furcht vor den Preußen war so groß, daß viele in die Saale sprangen, um den verfolgenden Husaren zu entgehen, und ganze Haufen sich einzelnen Reitern ergaben. Zwei Dragoner nahmen unter andern über 100 Mann auf einmal gefangen, und die zu Fuß fliehenden Reiter warfen ihre Kürasse und großen Reiterstiefeln weg, um nur recht geschwind fortzukommen, so daß die ganze Straße bis Erfurt damit wie besäet war. Ueberhanpt war die Beute der Preußen sehr groß; unter andern fielen ihnen eine Menge Ludwigkreuze in die Hände, mit denen sich nun die preußischen Husaren schmückten. Die Begierde, die großsprecherischen Franzosen zu züchtigen, war in dem preußischen Heere so groß gewesen, daß selbst ein Feldprediger mit in den Feind eingehauen hatte. In ganz Europa gönnte man den Franzosen die erhaltene Züchtigung; denn nichts bringt mehr auf, als sich von Menschen ohne Verdienst verachtet zu sehen. Selbst die Bundesgenossen der Franzosen freuten sich über die Demüthigung derselben. Ein merkwürdiges Beispiel von dieser Volksstimmung zeigte sich auf dem Schlachtfelde von Roßbach. Ein preußischer Reiter war im Begriff, einen französischen gefangen zu nehmen. In dem Augenblicke, wo er Hand anlegen will, erblickt er hinter sich einen östreichischen Kürassier, der den Degen über seinem Kopfe schwingt. „Bruder Deutscher!" ruft ihm der Preuße zu; „laß mir den Franzosen!" — „Nimm ihn hin!" antwortete der Oestreichs und jagte davon. Zwei Tage nach der Schlacht war von den Franzosen und den Reichstruppen keine Spur mehr in Sachsen und den anstoßenden Provinzen zu sehen. Auf der Flucht wurden viele noch von den erbitterten Bauern eingefangen. Die, welche entkamen, eilten dem Rheine zu, und manche machten erst Halt, nachdem sie diesen Fluß erreicht hatten. Der König dankte allen Truppen für den erfochtenen Sieg, insbesondere der Reiterei und ihrem heldenmütigen Führer Seydlitz, welcher, 33 Jahre alt, mit dem Schwarzen Adler-

7. Theil 4 - S. 74

1880 - Stuttgart : Heitz
74 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Name eines deutschen Kaisers hatte also keinen Sinn mehr. Franz Ii. legte daher diesen Titel ab (6. August 1806), erklärte sich zum Kaiser von Oestreich und nannte sich als solcher Franz I. Er hatte von 1792 an als deutscher Kaiser regiert (t 1835). So wie von Frankreich her der Anstoß kam, daß das alte Reich zerfiel, so geschah es wiederum durch Frankreichs Ueber-muth im Jahre 1870, daß das Reich und das Kaiserthum neu erstand. 121. Krieg Preußens und Rußlands gegen Frankreich 1806—7. Eroberung Portugals 1807 und Spaniens 1808. Länger glaubte Preußen, das von Napoleon schwer beleidigt war, nicht schweigen zu dürfen. Napoleon hatte ihm bisher geschmeichelt, damit es nicht im vorigen Jahre mit Oestreich gemeinschaftliche Sache machen möchte, und jetzt behandelte er es ganz geringschätzig. Ein allgemeiner Unwille gegen ihn herrschte im ganzen preußischen Staate, und der König Friedrich Wilhelm Iii. kündigte den Krieg an. Aber das preußische Heer war nicht mehr, was es unter Friedrich dem Großen gewesen. Die Soldaten hatten kein Vertrauen zu ihren Offizieren, und diese wieder nicht zu ihrem Feldherrn, dem alten Herzoge von Brannschpieig. Gleich beim ersten Zusammentreffen bei Saalfeld fiel der talentvolle Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen im Kampfe, ein böses Vorzeichen, und als es am 14. October 1806 zur Schlacht von Jena und Anerstädt kam, erlitten die Preußen eine unerhörte Niederlage, wobei der Herzog von Braunschweig tödtlich verwundet wurde. Das Heer wurde fast gänzlich zerstreut, die einzeln fliehenden Heerhaufen von den Franzosen unablässig verfolgt und endlich gefangen genommen. Das Traurigste war aber die Feigheit und Verrätherei, mit welcher die meisten preußischen Commandanten ohne Gegenwehr, oder nur nach einer sehr unbedeutenden, die ihnen anvertrauten Festungen (Erfurt, Magdeburg, Stettin, Küstrin u. a.) mit unermeßlichen Kriegsvorräten den Franzosen.öffneten. Wie ein verheerender Strom überschwemmten diese die'preußischen Provinzen; Napoleon hielt höhnend seinen Einzug in Berlin. Auch das Kurfürstenthum Hessen hatte er ohne Kriegserklärung als gute Prise weggenommen. Am schmählichsten war aber, daß er sich selbst dazu herabließ, die preußischen Polen gegen ihren Landesherrn aufzuwiegeln. Die Polen hatten lange ungern dem

8. Theil 4 - S. 104

1880 - Stuttgart : Heitz
104 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf. retten, wobei der polnische Fürst P o u i a 1 o w s k i ertrank; über 15,000 Mann mit den Generalen Reynier, Bertrand und Lauri-fton wurden gefangen genommen, außerdem 25,000 Verwundete und Kranke. Die verbündeten Herrscher waren, als der Oberfeldherr Fürst Schwarzenberg ihnen die sichere Nachricht von dem Siege gebracht hatte, auf dem Schlachtfelde auf ihre Kniee gesunken, um Gott für diese Gnade zu danken; sie zogen jetzt zusammen in Leipzig ein, entschlossen, den Sieg, welcher Deutschland errettet hatte, zur Begründung einer neuen Ordnung der Dinge zu benutzen. Die Verfolgung des fliehenden Franzosenheeres übernahm zunächst das schlesische Heer. Bei Hanau trat ihm ein bairisch-östreichisches Heer unter General Wrede in den Weg, Napoleon aber erkämpfte sich mit seiner überlegenen Macht von 80,000 Mann den Durchmarsch und am 2. November schon, also nach 13 Tagen seit der Schlacht bei Leipzig, ging er über den Rhein zurück. Noch war eine Anzahl deutscher Städte und Festungen von den Franzosen besetzt, aber schon am 11. November mußte sich der Marschall Gouvion de St. Cyr in Dresden mit 35,000 Mann auf Gnade und Ungnade ergeben, und im Laufe des Winters capitu-lirteu fast alle Festungen. Natürlich wurde nun auch das Königreich Westphalen, welches unter französischer Herrschaft mitten in Deutschland bestand, aufgehoben, und die Fürsten von Braunschweig, Oldenburg und Hessen kehrten in ihre Staaten zurück; diejenigen deutschen Länder, welche noch mit Frankreich durch den Rheinbund vereinigt gewesen waren, Württemberg, Baden, Darmstadt u. a. schlossen sich den Verbündeten an; auch Dänemark müßte sich von dem Bündniß mit Frankreich lossagen und Norwegen an das Königreich Schweden und Helgoland an England abtreten, wogegen es Lauenburg erhielt. Nur Hamburg blieb noch von dem französischen Marschal Davoust besetzt und sehr hart bedrückt. Wie in Deutschland, so wurde auch in Italien den Schöpfungen Napoleons schnell ein Ende gemacht. Der Vicekönig Eugen mußte den Oestreichern weichen, welche die Lombardei in Besitz nahmen, während nach Toscana der Großherzog Ferdinand und nach Rom der greise, vielgeprüfte Pius Vii. zurückkehrte. Nicht minder empfindlichfür Napoleon war der Verlust von Holland und der Schweiz. Dorthin rückte Bülow mit großer Eile und die befreiten Bewohner des Landes riefelt den früheren Erbstatt-

9. Theil 4 - S. 393

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Schweiz. Belgien. 393 bigen Abänberungen der Verfassung sollten durch ein Plebiscit bestätigt, b. H. dem französischen Volke zur Entscheibuug vorgelegt werben. Diese Abstimmung geschah im Mai 1870. Die länb-liche Bevölkerung hatte fast überall dem Kaiser zugestimmt, in Paris und den großen Städten war die Mehrzahl der Stimmen ablehnenb. Auch in der Armee stimmte eine erhebliche Anzahl gegen die Regierung. Der Kaiser schien durch das Ergebniß im Ganzen besriebigt zu sein. Kurze Zeit aber nach dem Plebiscit brach der Krieg gegen Deutschland aus. — Aus den geschichtlichen Begebenheiten in den kleineren Nachbarstaaten Frankreichs beschränken wir uns auf wenige allgemein wichtige Mittheilungen. Die Schweiz war mehrmals der Schauplatz von Zusammenkünften und Congressen; ihre Lage zwischen Deutschland, Italien, Frankreich macht sie dazu sehr geeignet. 1863 traten hochherzige Männer in Genf zusammen, mit dem Zwecke, das Loos verwuubeter und erkrankter Krieger möglichst zu erleichtern. Man vereinbarte 1864 die Genfer Convention, welche sich in den Kriegen 1864, 1866, 1870—71 trefflich bewährt hat; alle europäischen Staaten sinb ihr beigetreten. Das Zeichen ist das rothe Kreuz im weißen Felbe. Wo diese Fahne weht, sinb Ver-banbplätze, Lazarethe und Hospitäler auch im Kampfe und unter feinblichen Truppen neutral; Aerzte und Sanitätsbeamte bürfen bei den Verwuubeten und Kranken ausharren, benn sie werben vom Feinde nicht gefangen genommen. Mit einem Wort: der verwuubete, kampfunfähig geworbene Feind ist kein Feind mehr, er ist unsrer Hülfe bebürftig und sie wirb ihm gewährt. Welch herrlicher Triumph der Humanität! Anbere Tenbenzen verfolgten die internationalen Congrefse der Arbeiter (in Lausanne, Septbr. 1867), der Friebens- und Freiheitsliga (in Genf, Septbr. 1867 — in Bern, Septbr. 1868 — in Lausanne, Septbr. 1869). Alle diese Versammlungen, zu benen hauptsächlich Mitglieber der socialistischen und rabicalen Parteien herbeieilten, verfolgten den Zweck, eine Umgestaltung der socialen Organisation vorzubereiten und die bestehenben Verhältnisse zu erschüttern. Ein Unternehmen von großer practischer Wichtigkeit, war der Plan einer Gottharbbahn, besonbers bebeutsam für Deutschland und Italien, benn die bisherigen Verbinbungen zwischen biesen Länbern waren westlich in der Hctnb Frankreichs, östlich in der Oestreichs. — In Belgien hatte nach dem Tode Leopolb I., 10. December 1865, sein Sohn, Leopolb Ii., den Thron bestiegen. Die Schwester

10. Theil 4 - S. 26

1880 - Stuttgart : Heitz
26 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. theilte man das Jahr in Decaden, jede von 10 Tagen. Uebrigens fehlten auch im Convente Parteiungen nicht. Die Mehrzahl gehörte zu der Partei der gemäßigten Republikaner. Diese wurden Girondisten genannt, weil die Deputirten des Departements der Gironde die Hauptsprecher waren. Die andere Partei waren die Cordeliers, von denen wieder die Jacobiner beherrscht wurden; und waren auch die Girondisten die zahlreichste Partei, so wußten doch bald die Cordeliers dadurch die Herrschaft zu gewinnen, daß sie weit unverschämter und kühner waren und die Galerien der Zuschauer mit ihren Anhängern anfüllten. Alles, was sie vorschlugen, wurde von diesen beklatscht; hingegen die Meinungen der Girondisten wurden ausgezischt und kaum ließ man sie vor Lärmen, Zischen, Pfeifen und Pochen zu Worte kommen. So war Frankreich im Innern in Zwiespalt, während von außen der Krieg tobte. Der Krieg mit Oestreich hatte bereits zu Anfange des Jahres 1792 begonnen. Auch die Könige von Preußen und Sardinien nahmen Theil, und die französischen Ausgewanderten, vom Prinzen von (Sonde angeführt, schlossen sich an. Anfangs machten die Preußen reißende Fortschritte. Sie drangen in die Champagne ein. Hier aber überfiel sie feuchtes Wetter, die Soldaten litten an der Ruhr, starben haufenweise, und ein geschickter französischer General, Dumouriez, hielt ihre Fortschritte auf. Äon nun an folgte Verlust auf Verlust. ' Mau hatte geglaubt, die französischen Soldaten, meist junge Bursche und ohne alle Kriegskenntniß, würden mit leichter Mühe besiegt werden können. Jetzt sah man voll Erstaunen, wie diese Leute überall siegten. Singend gingen sie in den fürchterlichsten Kugelregen; mit der kältesten Todesverachtung griffen sie die Stellungen ihrer Feinde an, welche diese für unüberwindlich gehalten hatten, und war ein Regiment dieser jungen Freiheitsschwärmer aufgerieben, so stand gleich wieder eirk neues bet. An Leuten fehlte es ihnen nicht; denn alle Landstraßen waren mit jungen Leuten bedeckt, die frohlockend nach der Grenze zogen, um, wie sie sagten, ihre Freiheit gegen die Tyrannen zu vertheidigen. General Custine nahm Mainz und Frankfurt ein und Dumouriez besiegte bei Jemappes am 5. und 6. November 1792 die Oestreich er in einer Hauptschlacht, woraus die östreichischen Niederlande, welche so schon Joseph Ii. den Gehorsam aufgesagt hatten, die Franzosen mit Entzücken aufnahmen. Das Glück macht leicht übermüthig; so auch die Franzosen. In ihrem Leichtsinne sprachen sie der ganzen Welt Hohn. Während sie den Völkern Freiheit und
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